In einigen Bundesländern sind in den letzten Jahren sogenannte Graduiertenkollegs eingerichtet worden. Auch durch das Überlastprogramm des Bundes für die Hochschulen sollen solche Graduiertenkollegs gefördert werden. Der LHG beurteilt diese Entwicklung als falsch, unsinnig und gefährlich für unser Bildungssystem. Er begründet dies wie folgt:

a) Graduiertenkollegs bedeuten die Trennung zwischen der Ausbildung deswissenschaftlichen Nachwuchses, also der vertieften wissenschaftlichen Ausbildung, und den anderen Teilen des Studiums.

Am Ende dieser Entwicklung steht ein Zwei – Stufen – Modell des Studiums:
Einerseits eine verschulte Kurzausbildung mit berufsqualifizierendem Abschluß, andererseits eine darauf aufbauende getrennte wissenschaftliche Ausbildung, die diesen Namen nicht verdient, da sie die Defizite des Grundstudiums nicht mehr ausgleichen kann. Die Graduiertenkollegs sind unzweifelhaft ein Schritt in Richtung auf ein solches Zwei – Stufen – Modell und damit der falsche Schritt:

b) Die Einrichtung von Graduiertenkollegs lagert die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses – und damit einen wichtigen Teil der Forschung räumlich und organisatorisch aus der Universität aus. Dies bedeutet eine Bedrohung der Einheit von Forschung und Lehre und zerstört das produktive Zusammenwirken von Studium, Forschung und Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, das das Wesen der Universität ausmacht.

c) Wegen dieses produktiven Zusammenwirkens ist die Wirkung finanzieller Zuwendungen in einer Universität, in der die einzelnen Bereiche nicht getrennt sind, größer als in abgetrennten Graduiertenkollegs. Die Einrichtung von Graduiertenkollegs ist deshalb auch eine Verschwendung öffentlicher Mittel.

Aus den genannten Gründen fordert der LHG:
– keine Einrichtung weiterer Graduiertenkollegs
– keine Förderung der bestehenden Graduiertenkollegs durch Bundesmittel
– Verbesserung der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses innerhalb der bestehenden Strukturen der Hochschulen.`