Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen hält eine Reform des Ingenieurstudiums an wissenschaftlichen Hochschulen für notwendig.
Dabei lässt er sich von folgenden Richtlinien leiten:
- Die wissenschaftliche Ausrichtung des Studiums an Universitäten und Technischen Hochschulen muss stärker betont werden.
- Die Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge sollen sich schon während ihres Studiums mit ihrer Rolle in der Gesellschaft und der daraus resultierenden Verantwortung beschäftigen.
- Die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge müssen von der Überlastung durch reines Faktenwissen befreit werden.
- Die mindestens erforderlichen Studienzeiten müssen verringert werden.
1. Grundstudium
Im Grundstudium werden die Grundlagen für die Studierenden ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge vermittelt. Dabei sollen, wenn möglich, Studierende verschiedener Ingenieurwissenschaften noch gemeinsam studieren.
Zum Grundstudium gehören die Grundlagenfächer, Wissenschaftstheorie und ein Wahlpflichtfach aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich.
Die Inhalte des Grundstudiums werden vor allem in Vorlesungen vermittelt. Zu den Vorlesungen sind Übungen und Tutorien in Kleingruppen anzubieten. In den Fächern Physik, Werkstoffkunde, Chemie sind Praktika unbedingt anzubieten.
Die einzelnen Fächer sollten möglichst blockweise in einem oder zwei Semestern gelehrt werden. Da im Grundstudium der Schwerpunkt noch auf der Wissensvermittlung und weniger auf selbständigem Arbeiten liegt, ist hier eine Wochenstundenzahl (einschließlich Praktika, Übungen und Tutorien) von 30 – 32 Wochenstunden zumutbar.
Das Grundstudium dauert vier Semester. Es wird mit dem Vordiplom abgeschlossen.
2. Hauptstudium
Im Hauptstudium trennen sich die verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge (Maschinenbau, Elektrotechnik, Verfahrenstechnik usf.) auf. Das Hauptstudium besteht aus Pflichtfächern, Hauptfächern und Nebenfächern. In den Pflichtfächern werden, ähnlich wie im Grundstudium, grundlegende Inhalte vermittelt. Diese Inhalte beziehen sich jedoch, im Gegensatz zum Grundstudium auf die jeweilige spezielle Ausrichtung. Zu den Pflichtfächern gehören z.B.
- für Verfahrenstechnik: Wärme- und Stoffübertragung
- für Chemieingenieurwesen: organische Chemie, physikalische Chemie
- für Maschinenbau: Strömungslehre, Maschinenkunde
- für Elektrotechnik: Schaltungstechnik, Messtechnik.
Die Hauptfächer (mindestens drei) dienen dem Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens. Ein Hauptfach besteht aus der Erstellung einer Studienarbeit in einem Forschungsprojekt und einem begleitenden Seminar während eines Semesters. Das Hauptstudium soll so angelegt sein, dass es in sechs bis sieben Semestern (einschließlich Diplomarbeit) absolviert werden kann.