Um die Qualität der Lehre an bundesdeutschen Hochschulen gibt es seit einiger Zeit eine lebhafte Diskussion. Immer wieder wird die Tatsache kritisiert, daß sich die Reputation der Professorinnen und Professoren ausschließlich durch Forschungserfolge begründet; gute Lehre ist so zur Privatsache einiger Engagierter und insgesamt zum Stiefkind der Universitäten geworden. Auch bei Berufungen ist die Lehrqualität meist von untergeordneter Bedeutung.
Neben fehlendem Engagement sowie Defiziten in Didaktik und Rhetorik einiger Lehrenden liegt die Unzufriedenheit mit der Form vieler Lehrveranstaltungen sicherlich auch an mangelnder personeller Ausstattung der Fachbereiche und der daraus resultierenden Überfüllung. Das Problem der Ausstattung läßt sich inneruniversitär nicht befriedigend lösen, das der Vortragsqualität vielleicht schon.
Die Idee des „5-Minuten-Tests“ stammt aus den USA. Neben anderen Verfahren, die der Bewertung von Lehre dienen, wird dieses Mittel dort eingesetzt, um Lehrenden mehr Einblick in die Wirkung ihrer Veranstaltungen zu geben.
Der „5-Minuten-Test“
Jede Lehrveranstaltung wird ungefähr einmal im Monat 5 Minuten früher geschlossen. In der verbleibenden Zeit notieren die Studierenden, bei Großveranstaltungen evtl. nur ein Teil der Studierenden, auf einem neutralen Blatt kurz ihre Antworten auf die Fragen:
- Was ist mir in dieser Veranstaltung klar geworden?
- Welche Fragen sind in dieser Veranstaltung offen geblieben?
- Wie gut/schlecht konnte ich der Gedankenführung folgen?
Die Antworten sind ausschließlich für die Professorin bzw. den Professoren bestimmt. Durch die individuelle Auswertung der Bögen erreicht man ein Feed-Back, das ansonsten an den Massenuniversitäten verloren gegangen ist.
Der „5-Minuten-Test“ kann nicht der Bewertung der Lehre im Vergleich der Lehrenden dienen. Das Verfahren erreicht nur eine größere Transparenz für die Lehrenden über die Qualität ihrer eigenen Lehre.
Alle Professorinnen und Professoren werden dazu aufgefordert, sich an der Aktion „5-Minuten-Test“ zu beteiligen. Diese Idee läßt sich ohne finanziellen Mehraufwand verwirklichen. „Institutionalisierte Kritik“ kann sicherlich niemandem schaden, vielleicht aber durch die Verdeutlichung von Defiziten helfen. Nur gemeinsam können Lehrende und Lernende trotz Hochschulnotstand die Qualität der Lehre verbessern.