Schon fast vier Monate tobt der Krieg in der Ukraine und noch ist kein Ende in Sicht.  
Unzählige Menschen mussten ihr Leben lassen oder haben ihre Heimat verloren: Das Leid, das Putin über viele Menschen gebracht hat, ist unermesslich und wird tiefe Spuren hinterlassen. 
Als Liberale Hochschulgruppen verurteilen wir das Handeln des Kremls scharf – dieser Krieg trägt die Handschrift eines Autokraten, der seinen Einfluss schwinden sieht. Die Kriegsverbrechen in der Ukraine müssen enden. 

Benjamin Kurtz, der Bundesvorsitzende der Liberalen Hochschulgruppen, äußerte sich besorgt: 
„Die Studierenden in der Ukraine sind jeden einzelnen Tag existentiellen Bedrohungen ausgesetzt. Sie wissen nicht, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden. Sich in einem Kriegsgebiet auf Studium oder Forschung zu konzentrieren, während das eigene Leben bedroht ist, scheint unmöglich und verdient unser aller Anerkennung. Wir müssen denen, deren Hochschulen zerbombt werden, eine Fortsetzung des Studiums in Deutschland ermöglichen, denn nach dem Krieg ist Bildung der Schlüssel zu einer wiederaufblühenden Nachkriegsgesellschaft.” 

“Auf unserer 66. Bundesmitgliederversammlung vergangenes Wochenende haben wir uns als Bundesverband Gedanken gemacht, wie wir ukrainische Geflüchtete an unseren Hochschulen bestmöglich empfangen und aufnehmen können. Uns ist es wichtig, Studierende und Forschende in unsere Gesellschaft zu integrieren und sie bei der Eingewöhnung zu unterstützen. Durch Partnerschaftsprogramme, bei denen sich Studierende vor Ort freiwillig engagieren, können Studierende bei der Wohnungssuche oder im Hochschulalltag unterstützt werden”, betonte Kurtz. 

Das Einleben in einem fremden Land ist auch ohne die belastende Situation eines Krieges bereits schwer genug, insbesondere auch durch Sprachbarrieren, bemerkt Benjamin Kurtz: 
“Deshalb wollen wir das Angebot der Sprachkurse für Deutsch als Fremdsprache enorm ausweiten – die germanistischen Lehrstühle an unseren Hochschulen sollen hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen, aber auch private Sprachkurse begrüßen wir. Besonders wichtig ist uns, dass dieses Angebot keine zusätzliche finanzielle Belastung für die Betroffenen darstellt. Um die Schrecken des Krieges und die psychischen Traumata, die die Geflüchteten mitbringen, zu lindern, wollen wir zudem auch das psychosoziale Angebot der Universitäten verstärken. Wo immer möglich, sind Angebote in ukrainischer und russischer Sprache eine wichtige Ergänzung.  Zudem wollen wir die Vermittlung an ukrainisch- und russischsprachige Therapeuten über die universitären Beratungsstellen anregen und herstellen. ” 

Gerade fliehen vor allem Ukrainer nach Deutschland, jedoch bieten wir Geflüchteten vieler Nationen Schutz vor Krieg – auf diese sollen die genannten Angebote perspektivisch ausgeweitet werden, sobald die akute Hilfe geleistet wurde.  

“Im Allgemeinen kranken unsere Hochschulen an einer hohen Bürokratielast. In dieser kritischen Situation wird besonders deutlich, dass wir einen Bürokratieabbau brauchen. Noten und ausländische Hochschulabschlüsse sollen einfacher anerkannt werden. Flexibilität für Ausnahmesituationen muss ermöglicht werden. Diese Flexibilität ist gerade beim Zeitpunkt des Einstiegs in ein Semester notwendig. Ukrainische Studierende konnten sich oft nicht pünktlich für den Semesterbeginn anmelden.  Um den Einstieg auch noch mitten im Semester zu ermöglichen, fordern wir ein akademisches Hilfsangebot aus Übungen, Tutorien und Vorbereitungskursen, das Studierende befähigen soll, das Semester erfolgreich abzuschließen”, äußerte Kurtz in Anbetracht der aktuellen Lage an den Hochschulen.  

Mit Blick auf die Zukunft der Ukrainer äußert Benjamin Kurtz vorsichtigen Optimismus: 
“Wir wissen nicht, wie lange dieser Krieg Europa und insbesondere die Ukraine noch plagen wird.  
Ein kleines Trostpflaster sind unsere weltoffenen Hochschulen: Durch internationale Studierende, Auslandssemester und viele bereits jahrelang in der Flüchtlingshilfe engagierte Studierende können unsere Hochschulen Ukrainer mit offenen Armen aufnehmen. So können sie ihren Bildungsweg im Frieden weitergehen.” 

“Hochschulen können und müssen für die Integration eine Vorreiterrolle übernehmen. Sobald die russische Aggression zurückgeschlagen ist und die Hochschulen in der Ukraine ihren Betrieb wieder aufnehmen können, sollen die ukrainischen Studierenden auch bei der Kommunikation mit ihrer Heimatuniversität unterstützt werden. Die Anerkennung der in Deutschland erworbenen Bildung und erbrachten Leistungen soll sichergestellt werden, um ein reibungsloses Ankommen in der ukrainischen Heimat zu gewährleisten.” forderte Kurtz abschließend.