Für uns Liberale ist die freie Entfaltung der Persönlichkeit eines der höchsten Güter unserer Gesellschaft. Zu ihr gehören Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, um das Potenzial des Individuums entfalten zu können. Der Aufstieg durch Bildung stellt für uns daher die Verwirklichung des Leistungsprinzips dar. Daraus leiten wir nicht nur die gesamtgesellschaftliche Relevanz von Bildung, sondern auch die hoheitliche Aufgabe des Staates jedem Einzelnen von uns die Entfaltung und den Aufstieg durch eigene Leistung zu ermöglichen. Den Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland obliegt die verantwortungsvolle Aufgabe, junge Menschen zu eigenständig und kritisch denkenden Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen und zu bilden. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, müssen an ihre Ausbildung die allerhöchsten Ansprüche gesetzt werden.

Beste Bildung der Welt – Bildung ist Bundessache

Für den Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen steht fest, dass der Wettbewerb nicht zwischen Bremen und Bayern stattfindet, sondern zwischen Deutschland und China. Darum braucht es ein einheitliches Konzept für unser Bildungssystem. Wir bekennen uns klar zum Subsidiaritätsprinzip und dem Föderalismus. Dennoch braucht es Zentralabschlüsse mit gleichen Ansprüchen. Aus einem Pool von Aufgaben sollen die Länder oder Schulen sich ihre prüfungsrelevanten Tests für Abschlüsse selbst aussuchen können. So stärken wir den Dezentralismus und Wettbewerb in der Ausführung und stellen trotzdem einheitlich exzellente Standards in der Bildung sicher. Deshalb muss auch die Ausbildung von zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern einheitlich gestaltet werden. Durch Wettbewerb zwischen den Bundesländern werben diese sich gegenseitig junge Lehrer ab, was zu großen Nachteilen der betroffenen Schülerinnen und Schülern führt und die Durchschnittsleistungen dieser im internationalen Vergleich nochmals senkt.

Lehramtsstudium neu denken – Rahmenbedingungen mit Vernunft

Der Bologna Prozess hat viele positive Entwicklungen angestoßen, die bisher noch nicht zufriedenstellend im Lehramtsstudium umgesetzt wurden. Aus diesem Grund ist eine Reform des Bachelor-/Mastersystems in der Lehrerausbildung notwendig. Künftig sollen angehende Lehrerinnen und Lehrer einen regulären Zweifachbachelor absolvieren, bevor sie in den neu gestalteten Master of Education starten. Vor Antritt des Masters muss ein Eignungspraktikum an einer Schule nachgewiesen werden. Der Master of Education soll, je nach studierter Schulform, die fachdidaktischen und praktisch-pädagogischen Elemente behandeln. Dafür soll der Master of Education dual studiert werden, um die notwendige Praxiserfahrung der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter sicherzustellen. Die Masterstudierenden erhalten für ihren Arbeitseinsatz an den Schulen eine angemessene Vergütung. Die Lehrerausbildung wird nach dem Masterabschluss in einem zweijährigen Referendariat beendet.

Bürokratie abbauen – Studienbedingungen verbessern

Verbesserte Studienbedingungen beginnen bereits vor der Immatrikulation: Um junge Erwachsene in ihrer Studienwahl zu unterstützen, fordert der Bundesverband der liberalen Hochschulgruppen mehr Transparenz von den Bundesländern im Hinblick auf ihre Lehrerbedarfsplanung. Zudem müssen Universitäten und pädagogische Hochschulen ihre jeweiligen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen klar für Studienbewerberinnen und –bewerber kommunizieren. Gleichzeitig muss stets gewährleistet bleiben, dass die Fakultäten das Studienangebot an der Realität der Lehrpläne ausrichten. Zudem fordert der Bundesverband der liberalen Hochschulgruppen einen großen Gestaltungsfreiraum in der Wahl der Fächerkombinationen, den es nicht durch unnötige Bürokratie zu verkleinern gilt. Dies gilt insbesondere auch für Ergänzungsfächer wie beispielsweise Astronomie für Physiklehramtsstudierende, wie sie in einzelnen Bundesländern bereits Gang und Gäbe sind.

Der eklatante Mangel an Seminarplätzen an vielen deutschen Hochschulen ist, gerade in den Bildungswissenschaften, wird unseren hohen Ansprüchen an die Lehrerausbildung in keiner Weise gerecht. Daher fordern wir, dass ausreichend Lehrangebote für die Anzahl der eingeschriebenen Studierenden geschaffen werden, hierzu sind Zulassungsbeschränkungen vor dem Studium denkbar. Darüber hinaus muss die Qualität der angebotenen Lehrveranstaltungen gewährleistet sein.

Qualität ist uns jedoch nicht nur im Seminarangebot wichtig, sondern ist ein Kernelement eines hochwertigen Lehramtsstudiums. Dafür benötigt es ein evidenzbasiertes Qualitätsmanagement der Lehre, welches durch regelmäßige Lehrveranstaltungsevaluationen gewährleistet werden soll.

Weiterhin gilt es lähmende Bürokratiestrukturen an den Hochschulen aufzulösen. Deswegen sollen künftig mehr Anrechnungsmöglichkeiten im Sinne eines Studium Integrale im Lehramtsstudium bestehen. Zudem fordern wir sinnlose Bürokratieelemente in der Lehrerausbildung restlos zu streichen. Als Beispiel ist das Portfolio Praxiselemente zu nennen, dass in die Persönlichkeitsrechte der Studierenden eingreift und als Modulabschlussprüfung gänzlich ungeeignet ist.

Des Weiteren befürworten wir die Etablierung von Lehramtszentren, wie sie bereits an einigen deutschen Hochschulen existieren, um den Studierenden eine zentrale Ansprechstelle zu bieten, an die sie sich mit ihren Fragen und Anliegen wenden können. Als erste Anlaufstelle fungieren für die meisten Studierenden die Fachschaften, die einen erheblichen Beitrag zur studentischen Partizipation vor Ort leisten. Durch die Ansiedelung an unterschiedlichen Fakultäten kommt es jedoch oft vor, dass die Interessen der Lehramtsstudierenden nicht organisiert vertreten werden können. Daher plädieren wir für die Schaffung von eigenständigen Fachschaften für Lehramtsstudierende, wenn sich diese am jeweiligen Hochschulstandort dafür aussprechen.

Ideologien überwinden – Evidenz zu Grunde legen

Um unsere hohen Qualitätsansprüche an das Lehramtsstudium zu erfüllen, muss eine neue Ausrichtung der Studieninhalte erfolgen. Dafür soll die Lehrerausbildung an die relevanten Felder der Fachwissenschaften, der Fachdidaktiken und der Bildungswissenschaftlichen Inhalte, sowie der Praxisphasen angepasst werden. Zudem fordern wir die Aufnahme des Schulrechts in den bildungswissenschaftlichen Anteil des Lehramtstudiums.

Der fachwissenschaftliche Anteil im Studium soll sich nach den Bedürfnissen der jeweiligen Schulform richten. Während die fachwissenschaftlichen Anforderungen an angehende Grundschullehrerinnen und -lehrer vollkommen unverhältnismäßig sind, muss der fachwissenschaftliche Anteil in der Gymnasiallehrerausbildung unbedingt erhalten bleiben. Ebenso muss die Gewichtung der Fachdidaktiken und der bildungswissenschaftlichen Inhalte an die jeweilige Schulform angeglichen werden. Durch den dualen Ansatz des Lehramtsstudiums wird die nötige Praxiserfahrung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer gewährleistet.

Spezialisierungen wie Deutsch als Fremdsprache oder Inklusion von Menschen mit Behinderung werden gegenwärtig in ineffizienten Kleinstmodulen in das Studium gezwängt. Dies wird weder diesen wichtigen Themen noch dem Konzept der allgemeinen Lehrerbildung gerecht. Deswegen fordern wir die Streichung solcher Kleinstmodule aus dem Lehramtstudium und die Integration solcher Inhalte in die regulären Pädagogik- und Fachdidaktikmodule.

Voraussetzung für erfolgreiches Lehren ist neben einem soliden Fundament aus Fachwissen immer eine fundierte pädagogische und fachdidaktische Ausbildung. Wir beobachten daher mit Sorge, dass sich an vielen Hochschulen ideologisch begründete bildungswissenschaftliche Konzepte zum dominierenden Argumentationsmuster entwickelt haben, die empirischen Überprüfungen nicht standhalten: das selbstgesteuerte und problembasierte Lernen des konstruktivistischen, kooperativen und entdeckenden Unterrichts überfordert die meisten Schüler, vor allem jüngere und leistungsschwächere. Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen setzt sich für eine evidenzbasierte pädagogische Ausbildung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer ein; Unterrichtskonzepte, die empirisch widerlegt sind, dürfen nicht länger Grundlage der Lehrerausbildung sein.