Ob in der Schule, im Studium oder danach, ob zur beruflichen Orientierung oder zur gezielten Berufsvorbereitung, ob verpflichtend oder freiwillig – Praktika sind heute allgegenwärtig. Etwa die Hälfte der deutschen Studierenden hat in den letzten 12 Monaten ein Praktikum absolviert. Auch medial wird es uns immer wieder testiert: Wir sind die Generation Praktikum.
Über Sinn und Unsinn des einzelnen Praktikums lässt sich zweifelsohne streiten. In der Öffentlichkeit aber hat sich eine Diskussion über den Nutzen betrieblicher Praktika im Allgemeinen entfacht. Es ist von Ausbeutung der Praktikanten als billige Arbeitskräfte die Rede, von sog. Praktikaschleifen, in denen sich Hochschulabsolventen verfangen würden, und gar von Substitution regulärer Arbeitsstellen durch un- oder schlecht bezahlte Praktikantenjobs. Die Forderungen reichen von angemessener Vergütung von Hochschulabsolventen, über die Befristung der Praktikumszeiten auf eine Maximaldauer, bis hin zum Mindestlohn auch für studentische Praktikanten.
Die liberalen Hochschulgruppen vertreten klar die Auffassung, dass Lern- und Ausbildungszweck bei einem Praktikum – schon seinem Wesen nach – im Vordergrund stehen müssen. Praktika dienen der Berufsorientierung, der Ergänzung der theoretischen Ausbildung durch praktische Kenntnisse sowie der Aneignung erster beruflicher Erfahrungen. Dieser Zweck der Weiterqualifizierung muss im Mittelpunkt stehen und wieder verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden. Ebenso legitimer Zweck einer Praktikumsstelle kann aus Arbeitgebersicht aber natürlich auch die Personalgewinnung, spiegelbildlich aus.