Die Liberalen Hochschulgruppen verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf Ukraine und die begangenen Kriegsverbrechen aufs Schärfste. Wir stehen fest auf ukrainischer Seite! Um den ukrainischen Studierenden und Forschenden Zukunftsaussichten zu eröffnen und einen Beitrag zu einem möglichen Wiederaufbau der Ukraine zu leisten, wollen wir sie bestmöglich unterstützen.
Studierende, die nach Deutschland geflohen sind, sollen schnellstmöglich in Sprachkurse eingebunden werden und die Fähigkeiten erlernen, um ihr Studium in Deutschland weiterführen oder auch abschließen zu können. Die deutschen Hochschulen und Studienkollegs sollen dabei in großem Umfang finanziell und personell unterstützt werden, den Studierenden sprachliche und fachliche Integration durch eigens angebotene Sprach- und Integrationskurse zu ermöglichen. Privat angebotene Sprachkurse sind zu begrüßen. Hochschulen haben das Potential, sich in diesem Bereich stärker einzubringen, z.B. durch Angebote an germanistischen Lehrstühlen oder von Studierenden und Dozenten des Faches “Deutsch als Zweitsprache”. Durch die Kurse soll für geflüchtete Studierende kein finanzieller Aufwand entstehen. Notwendige Sprachprüfungen zur Immatrikulation sollten nachgereicht oder durch anderweitige Nachweise bis Studienabschluss ersetzt werden können. Stabilisierung und Führungsqualitäten beim Wiederaufbau der Ukraine zu sorgen.
Für eine Fortsetzung des Studiums ist die Anerkennung der bisher erbrachten Leistungen notwendig, allerdings dauert diese bisher viel zu lange und bleibt oftmals unvollständig. Die Liberalen Hochschulgruppen fordern eine Beschleunigung der Verfahren zur Anerkennung der bisherigen Studienleistungen und eine großzügige Bewertung, ob Module der ukrainischen Hochschule anerkannt werden können. Die entsprechenden Formulare sind ins Ukrainische und Russische zu übersetzen. Ein Einstieg ins Studium ist Geflüchteten nicht zwingend zum Start des Studiums möglich, weshalb diesen Personen den Einstieg ins Studium auch innerhalb des Semesters ermöglicht werden soll. Wir bitten Hochschulen um die Einrichtung von Sonderangeboten in Form von Tutorien und Klausurvorbereitungskursen, damit diese Studierenden das Semester abschließen und trotz aller Widerstände bestehen können.
Schüler, die bei Ausbruch des Krieges kurz vor ihren Abschlussprüfungen standen, können auf Basis der abgeschlossenen Bewertungen der Oberstufe oder eines Äquivalentes an einer Hochschule zugelassen werden. Allerdings sprechen wir uns gegen die Idee aus, Menschen ohne eine Schulbildung mit einem Abituräquivalent bzw. einer abgeschlossenen Oberstufe an Hochschulen aufzunehmen. Sie sollen auf Grundlage ihres bisherigen Bildungswegs und einer Eignungsprüfung in die für sie angemessene Schulart und Stufe geschickt werden.
Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland sollen Ansprechpartner, die ihre Hilfe ehrenamtlich den Hochschulen anbieten, für ukrainische Studierende zur Verfügung stehen, die Geflüchteten bei der Überwindung von Sprachbarrieren, bei der Bewältigung der Bürokratie, der Wohnungssuche und weiteren Problemen im studentischen Alltag unterstützen. In diesem Bereich ausgebildete Personen sollen eine angemessene Vergütung erhalten, insofern der Hochschule dies möglich ist. Die Vergütung muss nicht zwingend finanzieller Natur sein, sondern kann beispielsweise in Form von Credit Points erfolgen. Beispiele für solche Angebote finden sich in Polen, Österreich und der Tschechischen Republik und sollen mit Rücksicht auf strukturelle Unterschiede in Deutschland angepasst und umgesetzt werden können.
Ferner setzen wir uns dafür ein, dass bestehende Universitätspartnerschaften mit russischen Universitäten ausgesetzt werden.
Diese Hilfsangebote sollen nicht nur ukrainischen Studierenden offenstehen, sondern auch Geflüchteten anderer Nationen. Die Liberalen Hochschulgruppen fordern darüber hinaus eine Ausweitung der psychosozialen Betreuung auf geflüchtete Studierende. Diese Ausweitung muss mit einer Steigerung des Personaleinsatzes verbunden werden. Besonders in diesem Bereich ist es wichtig, Kooperationen mit ukrainischsprachigen Psychologen einzugehen.
Für Forschungsprogramme deutscher Hochschulen, welche in Kooperation mit ukrainischen Hochschulen stattfinden, sollen Lösungen gefunden werden diese zu verlängern oder an andere Forschungsprojekte anzugliedern. Ukrainischen Wissenschaftlern, die nach Deutschland geflohen sind, soll ermöglicht werden, an einer deutschen Hochschule die Forschung fortzusetzen.
Für ukrainische Studierende und Forschende, die schon vor dem Krieg an einer deutschen Hochschule studiert oder geforscht haben, sollen mit den Studierendenwerken individuelle Lösungen gefunden werden. Stipendien oder Auslandssemester sollen in dem Fall mit entsprechend bereitgestellten Mitteln verlängert werden.
Bund und Länder sollen für diese Maßnahmen den Hochschulen bedarfsorientiert, angemessen und zweckgebunden verstärkt finanzielle Mittel aus ihren Haushalten bereitstellen.
Sobald die Hochschulen ihren Betrieb wieder sicher aufnehmen können, sollen ukrainische Studierende bei der Kommunikation mit studieren wollen, bei der Kommunikation mit ihren Heimatuniversitäten unterstützt werden, damit auch dort die Anerkennung der in Deutschland erworbenen Bildung und erbrachten Leistungen vorgenommen werden kann. Natürlich sollen die ukrainischen Studierenden ihr Studium auch in Deutschland fortsetzen und abschließen können.