Wir betrachten mit Sorge, dass Deutschland als Hochschul- und Wissenschaftsstandort
an Attraktivität verliert. Deutschland braucht weltbeste Hochschulen, um Innovation,
Fortschritt und am Ende auch wirtschaftlichen Aufschwung zu gewährleisten. Deutsche
Hochschulen müssen also attraktiver werden für die weltbesten Studenten und Forscher.
Dazu reicht es nicht, mehr zu investieren, es bedarf vor allem effizienterer
Strukturen, die Leistung belohnen, fördern und fordern. Deutschlands Hochschulbildung
muss exzellent werden. Hierzu fordern wir:
Fördern und fordern von akademischer Leistung
Leistung muss sich auch im universitären Raum lohnen. Wer besonders gute akademische
Ergebnisse erzielt, soll dafür besondere Förderung erfahren. Wir befürworten daher
Begabtenförderungsprogramme und „Honors Programs“ für die leistungsstärksten
Studenten ihrer Jahrgänge, wie sie einige Hochschulen in Deutschland und zahlreiche
Hochschulen in Amerika schon anbieten. Diese bringen extracurricular Fähigkeiten und
Inhalte aus dem akademischen Bereich nahe und bieten leistungsfähigen Studenten den
Blick über den Tellerrand und einen zusätzlichen Anreiz zu akademischer Leistung.
Studenten in Deutschland haben bei guter Leistung zahlreiche Möglichkeiten, mit
Stipendien gefördert zu werden. Der deutsche Staat unterstützt dies aktuell durch die
Befreiung von Stipendien von der Einkommenssteuer – allerdings nur für die
klassischen Begabtenförderungsstipendien. Branchenspezifische Stipendien von
Unternehmen oder Stiftungen, Gründungsstipendien oder vergleichbare Stipendien fallen
nicht unter diese Begünstigung. Wir fordern, dies zu ändern und alle Stipendien nach
dem bisherigen Modell von der Einkommenssteuer zu befreien.
Zudem fordern wir, Promotionsstipendien von Begabtenförderwerken dahingehend
attraktiver zu gestalten, als dass das Eigenvermögen bei der Vergabe dieser nicht
mehr berücksichtigt werden soll.
Wir fordern außerdem den konsequenten Ausbau der Exzellenzinitiative, um
Eliteuniversitäten als nationale Leuchtturmprojekte aufzubauen. Dies ist insbesondere
zur Gewinnung von nationalen und internationalen Top-Professoren und –Studenten in
Spitzentechnologien wie Artificial Intelligence unabdingbar und essenziell für die
wirtschaftliche und wissenschaftliche Zukunft Deutschlands im internationalen Umfeld.
Flexiblere Lehre
Die Hochschulen in Deutschland arbeiten oftmals zu isoliert voneinander. Die
Anerkennung von ECTS-Punkten beim Wechsel zwischen Universitäten muss vereinfacht
werden, um Mobilität innerhalb Deutschlands beim Studium zu vereinfachen. Daneben
fordern wir Maßnahmen, die die Synergieeffekte zwischen Hochschulen erhöhen sollen
und befürworten hierzu vor allem die Möglichkeit in den Prüfungsordnungen
einzuführen, in beschränktem Umfang einzelne Module im Studium auch an anderen
Hochschulen belegen zu können, um beispielsweise besondere Schwerpunktsetzung auch
über die eigene Universität hinweg zu ermöglichen. Wir fordern, dass dies
perspektivisch auch EU-weit möglich ist, sofern die qualitativen Rahmenbedingungen
entsprechend der Bologna-Reform angeglichen sind.
Gerechte ECTS-Bewertung
Die ECTS-Punktevergabe spiegelt oftmals den tatsächlichen Arbeitsaufwand der
Studenten nicht wider. Dies führt zu einer unfairen und unangemessenen Gewichtung von
Modulen, wenig Vergleichbarkeit und zu einer Über- oder Unterforderung der
Studierenden. ECTS-Punkte sollen die Anzahl der benötigten Arbeitsstunden bis zum
Modulabschluss, Schwierigkeit und Umfang des bewerteten Moduls widerspiegeln. Dies
ist in der Realität oft nicht gegeben. Wir fordern daher, das System der ECTS-
Punktebewertung flächendeckend neu zu evaluieren.
Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft
In Deutschland ist das Studium oft zu isoliert gestaltet und bereitet im
internationalen Vergleich nur unzureichend auf den Beruf vor. Wir befürworten daher
die engere Zusammenarbeit der Hochschulen mit der Wirtschaft, um mit einem deutschen
Hochschulabschluss bessere Einstiegsmöglichkeiten und mehr Know-How für die freie
Wirtschaft mitzugeben. Dazu gehört zum Beispiel, die Möglichkeit der Integration von
Vorlesungsreihen und Seminaren von Wirtschaftsvertretern in der Studienordnung zu
verankern. Wir befürworten zudem Mentoringprogramme an Universitäten, die auf den
Berufseinstieg vorbereiten sollen.
Auch fordern wir die Hochschulen dazu auf, studentische Gründungen aus der
Universität heraus zu unterstützen: Durch Unterstützung beim administrativen Weg zur
Gründung und Patentanmeldung und durch zumindest vorübergehende Kostenübernahme für
entsprechende Patent- und Gewerbeanmeldungen. Die Länder sollen den Hochschulen dafür
zusätzliche Mittel bereitstellen.
Zudem fordern wir die Einrichtung einer deutschlandweiten Plattform, auf der
Unternehmen (oder auch staatliche Akteure wie die Bundeswehr oder die Polizei)
benötigte und Wissenschaftler beabsichtigte Forschungen einstellen können und sich
die jeweils andere Seite mit einem Angebot zur Forschung beziehungsweise zur
Finanzierung melden kann, um gezielt auf dem Markt benötigte Forschung zu fördern.
Bürokratieabbau
Universitäten in Deutschland sind zu bürokratisch. Wir fordern, dass die
universitären Verwaltungen papierlos werden und sich daneben zu Prinzipien
effizienter Datenerhebung bekennen. Wir fordern das „Once-only“-Prinzip, nach dem
Universitäten und angegliederte Institutionen persönliche Daten wie bisherige
Abschlüsse und vergleichbare Angaben nur einmal erheben sollen, anstatt für
Immatrikulation, Anmeldung zum Bachelor-/Masterverfahren, die Einrichtung von
Bibliothekszugängen und für weitere verwaltungsinterne Vorgänge jeweils separat.
Lebenswerte und moderne Unis
Nicht nur die Lehre und Verwaltung deutscher Hochschulen muss exzellent werden. Auch
die Hörsäle, Campen und Lehrgebäude sollten modernisiert werden, statt zu verrotten,
sie sollen barrierefrei werden, statt unzugänglich für bestimmte Gruppen zu bleiben.
Nur Geld auf die Hochschulen zu werfen, hilft nicht. Wir fordern starke
Vereinfachungen am Baurecht, um den Ausbau akademischer Bauten drastisch zu
vereinfachen und vergünstigen, anstatt mit immer neuen Brand- und Denkmalschutz-
Argumenten marode Unis verfallen zu lassen. Die Abrufung von Landes- und
Bundesmitteln sollte zudem stark vereinfacht werden und bei Begründung auch für
mehrere Jahre kumuliert erfolgen dürfen, um Großprojekte und Sanierungen gebündelt
durchführen zu können. Dass Unihauptgebäude auf Jahrzehnte hinweg schließen müssen,
weil die Mittel zur Sanierung erst nach und nach abgerufen werden können, obwohl sie
theoretisch bereitstünden, sollte nicht vorkommen müssen.
Neben baulicher Modernisierung bedarf es an Hochschulen auch der umfassenden
Digitalisierung. Diese soll nicht punktuell, sondern flächendeckend erfolgen. Dem
Vorbild des Digitalpaktes Schule folgend fordern wir daher einen „Digitalpakt
Hochschule“, der das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern in diesem Bereich
lockert und es dem Bund ermöglicht, die Digitalisierung von Hochschulen
flächendeckend zu fördern. Bei der Digitalisierung der Hochschulen sollen vor allem
Lerneffekte aus der Corona-Pandemie berücksichtigt werden. Insbesondere bedeutet
dies, angefertigte Vorlesungsaufzeichnungen beizubehalten und digital zur Verfügung
zu stellen. Dort wo es auch bisher keine Aufzeichnungen gab, soll dies parallel zum
Vorlesungsbetrieb nachgeholt werden. Auf diese Weise soll es Studierenden ermöglicht
werden verpasste oder komplizierte Inhalte erneut anschauen und besser verstehen zu
können. Des Weiteren sollen neue Erkenntnisse zur Nutzbarmachung von künstlicher
Intelligenz berücksichtigt werden.
Ein besonderer Fokus der Digitalisierung soll auf den Hochschulbibliotheken liegen,
deren Literatur und weitere Angebote nach Möglichkeit vollständig digital verfügbar
sein sollen. Wir erkennen jedoch auch, dass es ein langer Prozess bis hin zur
komplett digitalen Verfügbarkeit ist und fordern so lange, die Hauptbibliotheken der
Hochschulen nach Möglichkeit durchgängig offen zu halten. Allgemeine
Personalkapazitäten sind zur Kostenreduktion hierbei auf ein Minimum zu reduzieren.
Seriöse Finanzierung
Die stetige Modernisierung von Hochschulen kostet viel Geld. Diese Kosten sind für
den Staat und Hochschulen teilweise über einen kurzen Zeitraum (beispielsweise bei
gebündelter Mittelabrufung) sehr hoch, oder (beispielsweise bei der Erneuerung der
Verwaltung oder bei der Digitalisierung) ein kontinuierlicher, nicht geringer
Zusatzposten. Wir sind der Überzeugung, dass dies notwendig ist, um weltbeste
Hochschulbildung nach Deutschland zu bringen, da diese einer der wichtigsten Garanten
für eine leistungsfähige, innovative Wirtschaft ist. Es stellt sich also die Frage
der Finanzierung. Schulden können auf diese Herausforderung nicht die Antwort sein.
Wir bekennen uns daher zur staatlichen Schuldenbremse. Seriöse Gegenfinanzierung
sehen wir daher weiterhin in den nachgelagerten Studiengebühren als effizienten und
sozial gerechten Weg, die Kosten unseres Hochschulsystems zu stemmen. Um einen
weiteren Leistungsanreiz zu schaffen, fordern wir die Befreiung von den
nachgelagerten Studiengebühren für die besten Absolventen ihres Jahrgangs. Bis zur
Einführung nachgelagerter Studiengebühren und bei Bedarf auch darüber hinaus fordern
wir zudem, der Hochschulbildung in den Haushalten von Bund und Ländern mehr relatives
Gewicht einzuräumen.
Daneben begrüßen wir zur Selbstfinanzierung der Hochschulen explizit
Finanzierungsmodelle wie den Verkauf von Namensrechten der Hochschulgebäude, die
gemeinsame Nutzung von Gebäuden mit Unternehmen und die Vermietung von Werbeflächen
beispielsweise an Fassaden. Hochschulen sollen qua Hochschulgesetz des Landes zur
Mittelanwerbung auf solche und vergleichbare Arten angehalten werden. Insbesondere
Alumni-Netzwerke sollen nach Möglichkeit vermehrt zur Finanzierung der Hochschulen
genutzt werden, wie es in den USA bei privaten Hochschulen üblich ist. Dadurch wird
auch die Vernetzung zwischen Hochschulen und Industrie verbessert.
Auch sollen die Hochschulen durch die Hochschulgesetze der Länder dazu angehalten
werden, bei der Neueinrichtung von Studiengängen besonders die Finanzierung dieser
durch private Geldgeber zu forcieren – beispielsweise bei technischen
Spezialisierungsstudiengängen durch Unternehmen, für die die daraus erworbenen
Fähigkeiten besonders von Interesse sind.