Die Liberalen Hochschulgruppen befürworten die Einrichtung von universitären Angeboten zur Förderung der finanziellen Bildung. Erreicht werden kann dies durch Unter anderem kann dabei ein Fokus auf Themen wie Vermögensaufbau und -verwaltung, Instrumente am Kapitalmarkt, private Altersvorsorge und Budgetierung. Dabei sind alle Angebote als rein fakultative Angebote, deren Nichtwahrnehmung sich nicht negativ auf das eigene Studium auswirkt, auszugestalten gelegt werden.
Studien zufolge ist mehr als jeder dritte Student armutsgefährdet, zusätzlich bringen viele Studenten knapp 50% ihres monatlichen Budgets für ihre Mieten auf. Das Gros der Studenten arbeitet neben dem Studium, um sich zusätzlich zum Kindergeld und gegebenenfalls BAföG finanziell abzusichern. Auffällig ist hierbei, dass die finanzielle Bildung selbst bei Akademikern überraschend gering ausfällt. Sicherlich würde eine bessere finanzielle Bildung Studenten in prekären Situationen nicht plötzlich zu einem unbeschwerten Leben verhelfen. Sie kann aber ein großer Bestandteil auf dem Weg zu einem bewussten und finanziell abgesicherten Leben sein. Genau deshalb begrüßt der Kongress den Vorstoß des Finanz- und Bildungsministeriums für mehr finanzielle Bildung der Gesamtgesellschaft. Im Zuge dessen wollen wir im folgenden Positionspapier hierzu Stellung beziehen und ergänzende Forderungen formulieren.
1. Finanzielle Bildung vor, während und nach dem Studium
Wie die Ministerien richtigerweise festgestellt haben, ist finanzielle Bildung eine lebensbegleitende Aufgabe. Schon vor dem Antritt des Studiengangs ist bei gewöhnlichen Abiturienten wenig wirtschaftliche und finanzielle Bildung vorhanden. Deshalb plädieren wir für einen eigenständigen Wirtschaftsunterricht. Denn wer die Wechselwirkungen des Freien Marktes, Preisbildung, Konjunkturzyklen, Währungen und so fort nicht grundlegend zu verstehen gelernt hat, dem ist eine tiefgreifende und darauf aufbauende finanzielle Bildung nur schwer zu vermitteln. Während des Studiums sollten, wo dies fachlich sinnvoll ist, mehr Kurse zur finanziellen Bildung auch für die den Wirtschaftswissenschaften ferne Studiengänge angeboten werden. Bestehende Angebote sollten hierbei besser beworben und zusätzlich ausgebaut werden. Ziel muss sein, dass Studenten früh lernen, in welchen Bereichen Geld gespart werden kann, dass sie berechtigt sind Steuererklärungen abzugeben und wie sie im jungen Alter schon die Grundsteine für ihre Altersvorsorge legen können. Gerade in Zeiten, in denen die Kohorten der Studenten nicht mit einer sicheren Rente rechnen können, sind der Vermögensaufbau und die langfristige private Absicherung deutlich wichtiger geworden.
2. Finanzielle Bildung auf wissenschaftlicher Basis statt Reddit-Beiträgen
In der genaueren Betrachtung fällt auf, dass die Forschungs- und Datenlage zur finanziellen Bildung, deren Auswirkungen und Anwendung äußerst gering ist. Evidenzbasierte bildungspolitische Maßnahmen benötigen also Forschungen. Damit diese überhaupt erst durchgeführt werden können, fordern wir deshalb für eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulen durch Bund und Länder, mehr Kooperationen mit Drittmittelgebern und nachgelagerte Studiengebühren. Denn finanzielle Bildung sollte nicht gegen andere Forschungsfelder aufgewogen werden. Wer freie und ergebnisoffene Forschung und damit Fortschritt möchte, der muss alle Hochschulen in eine Lage versetzen, die Forschungen zu finanzieren, Räumlichkeiten bereitzustellen und langfristig für eine moderne Ausstattung zu sorgen, ohne dass sie in eine finanzielle Schieflage kommen.
3. Finanzielle Bildung mit Leben füllen
Wer nur über Finanzen und Wirtschaft redet, der verkennt, dass jemand auch Wirtschaft machen muss. Deshalb plädieren Liberale Studierende schon lange für ein freundliches Gründerklima an Hochschulen. Denn universitäre Start-Ups und Ausgründungen erweisen sich immer wieder als innovativ, stabil und zukunftsweisend. Dieses Klima beinhaltet Beratungsangebote für Gründungswillige, die über Dozenten hinaus Unternehmer mit einbeziehen sollen, Gründerstipendien, die für eine finanzielle Absicherung sorgen und die Möglichkeit der Freistellung vom Studium, so wie der Rückkehr ins Studium ohne das Scheine oder ECTS-Punkte verfallen. Innovative Forschungen und Unternehmen sind meist davon abhängig, ihr geistiges Eigentum zu schützen, damit sie es exklusiv bereitstellen können. Damit diese, meist einzige, Möglichkeit der solventen Unternehmensführung auch für Studenten möglich ist, fordern wir eine bessere Beratung durch Hochschulen und Universitäten zur Patentanmeldung. Praktiken, in denen die Institutionen oder Drittmittelgeber Eigentümer der Patente werden und sie zu unfairen Konditionen dem Rückkauf feilbieten, lehnen wir hierbei ausdrücklich ab.
4. Finanzielle Bildung ist kein Allheilmittel
Damit die finanzielle Bildung über den eigentlichen Studiengang hinaus wahrgenommen werden kann, ist es unabdingbar, dass die Studenten hierfür überhaupt Zeit haben. Für die Liberalen ist es nicht hinnehmbar, dass viele Studenten in permanenter finanzieller Sorge leben müssen. Obendrein erkennen wir an, dass ein Vollzeitstudium für viele zur Zeit unmöglich ist. Deshalb fordert der Kongress ein eltern- und altersunabhängiges BAföG, das Allen ein adäquates Studium ohne finanzielle Sorgen ermöglicht. Hierbei begrüßen wir ausdrücklich die jüngsten Reformen der FDPBildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, möchten aber dennoch darauf verweisen, dass weitere Schritte zwingend und vor allem zeitnah erforderlich sind, wenn man die Sorgen der Studenten ernst nehmen möchte. Zusätzlich setzen wir uns für die Entlastung der Studenten durch die Abschaffung der Zweitwohnsitzsteuer und die Befreiung vom Rundfunkbeitrag ein. Zusätzliche Belastungen der Studenten durch etwaige Parkraumbewirtschaftung lehnen wir ab und fordern zur Erhöhung der individuellen Mobilität, Campus Expressbuslinien, eine generelle bessere Anbindung an den ÖPNV, sowie so genannte “Park and Ride”- Angebote in Campusnähe. Für uns ist eindeutig: Zielführende und langfristige finanzielle Bildung von Studenten und über die Hochschulen hinaus, ist nur dann möglich, wenn beide dazu überhaupt in der Lage sind. Nur eine Entlastung und Unterstützung der Studenten, wird sie in eine bessere Situation versetzen und es ihnen erst ermöglichen, sich finanziell fortzubilden. Und diese Bildung wiederum ist nur dann aussichtsreich, wenn Hochschulen ein breites Portfolio an Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten anbieten, wie auch auf einer soliden finanziellen Basis stehen, die zugrundeliegende Forschungen und Erhebungen erlaubt. Der Kongress ist sich sicher, dass finanzielle Bildung eben nur dann möglich ist, wenn Hochschulen und Studenten grundlegend finanziell abgesichert sind. Darüber hinaus fordern wir eine Entwicklung hin zu einer Gründerkultur an unseren Hochschulen, die Studenten mitdenkt und fördert.