Die Freiheit, das eigene Leben frei zu gestalten und die freie Entwicklung der Persönlichkeit sind integraler Bestandteil unserer Gesellschaft. In jedem Individuum liegen Potenziale, die durch Eigenverantwortung und Selbstbestimmung entfaltet werden können. Deswegen ist die nachhaltigste Investition, die ein Staat tätigen kann, eine Investition in die Bildung und damit in die Zukunft des Landes. Wir Liberale stehen für ein Bildungskonzept nach humboldtschen Vorbild, das die Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen zu kritisch denkenden und eigenständigen Erwachsenen im Fokus hat. In Deutschland kommt den Lehrern durch ihren Status als Beamte diese hoheitliche Aufgabe zu, die Bildung von mündigen Bürgern zu verwirklichen. Für unsere Kinder ist nur das Beste gut genug, weswegen die höchsten Ansprüche an die Ausbildung angehender Lehrkräfte gestellt werden müssen.

Zentralistische Experimente stoppen – Bildung ist Ländersache

Für die Liberalen Hochschulgruppen ist klar, dass zentral geplante Bildungskonzepte nicht die Lösung für die aktuelle Bildungskrise sind. Das Streben nach ständiger Vereinheitlichung der Bildung schädigt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Schulen. Die internationalen Ergebnisse zeigen immer wieder, dass Zentralismus immer ein Verfall auf den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt und individualistische Herangehensweisen und Freiheit für einzelne Bildungssubjekte zu den besten Ergebnissen führt. Aufgrund dessen bekennen wir uns zum Subsidiaritätsprinzip und den Bildungsföderalismus. Deutschland muss nicht nur durch beste Schulbildung, sondern auch durch die beste Lehrerausbildung glänzen.

Heute Rahmen schaffen für die Lehrer von morgen

Der Bologna Prozess muss in der Lehrerausbildung als gescheitert angesehen werden. Die Trennung zwischen Bachelor und Master of Education ist vollkommen willkürlich gesetzt. Deswegen fordern die Liberalen Hochschulgruppen die Abschaffung des Bachelor-/Mastersystems für das Lehramtsstudium und die Wiedereinführung des ersten Staatsexamens, sofern dies noch nicht geschehen ist. Dabei soll der neue, durchgängige Studiengang bereits ab Beginn des Studiums großen Wert auf Praxiserfahrung legen, indem Praktika und Praxisphasen früh in den Studienverlauf miteingebunden werden – nach dem Vorbild dualer Studiengänge. Während des Studiums sollen zunächst fachwissenschaftliche Inhalte im Vordergrund stehen, während im weiteren Verlauf die Gewichtung graduell in Richtung pädagogisch-fachdidaktischer Module und Praxisorientierung verlagert werden soll. Die Regelstudienzeit soll
flexibel nach der jeweilig studierten Schulform angepasst werden. Die Lehrerausbildung endet nach einem zweijährigen Referendariat mit dem zweiten Staatsexamen.

Bürokratische Hürden überwinden – Studienorganisation verbessern

Verbesserte Studienbedingungen beginnen bereits vor der Immatrikulation: Um junge Erwachsene in ihrer Studienwahl zu unterstützen, fordern die Liberalen Hochschulgruppen mehr Transparenz von den Landesregierungen hinsichtlich ihrer Lehrerbedarfsplanung, damit angehende Studenten eine größere Planungssicherheit haben. Ebenso müssen die Universitäten ihre inhaltlichen Schwerpunktsetzungen klar kommunizieren. Die Hochschulen sollen sich durch individuelle Schwerpunkte profilieren können, aber das Studienangebot muss sich stets an der Realität der Lehrpläne orientieren. Des Weiteren soll ein größerer Gestaltungsfreiraum für Fächerkombinationen bestehen, um die maximale Freiheit der Studenten zu gewährleisten. Der eklatante Mangel an Seminarplätzen an vielen deutschen Hochschulen, gerade in den Bildungswissenschaften, wird unseren hohen Ansprüchen an die Lehrerausbildung in keiner Weise gerecht. Daher fordern wir, dass genügend Lehrangebote und Seminarplätze zur Verfügung stehen, um die eingeschriebenen Studenten versorgen zu können. Darüber hinaus muss die Qualität der angebotenen Veranstaltungen sichergestellt werden. Um die Qualität eines hochwertigen Lehramtsstudiums sicherzustellen, benötigt es ein evidenzbasiertes Qualitätsmanagement der Lehre, dass durch regelmäßige Evaluation der Lehrveranstaltungen zu gewährleisten ist. Weiterhin sollen überflüssige Bürokratiestrukturen an den Hochschulen der Vergangenheit angehören. Wir fordern eine restlose Streichung sinnbefreiter Studienmodule, wie das Porcolio Praxiselemente, welches als Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Studenten als Modulabschlussprüfung gänzlich ungeeignet ist.

Ideologisierung des Lehramtsstudiums stoppen – Evidenzbasierte Inhalte fördern

Um unsere hohen Qualitätsansprüche an das Lehramtsstudium zu erfüllen, muss eine neue Ausrichtung der Studieninhalte erfolgen. Dafür soll die Lehrerausbildung an die relevanten Felder der Fachwissenschaften, der Fachdidaktiken und der bildungswissenschaftlichen Inhalte, sowie der Praxisphasen angepasst werden. Zudem fordern wir die Aufnahme des Schulrechts in den bildungswissenschaftlichen Anteil des Lehramtsstudiums. Der fachwissenschaftliche Anteil soll sich nach dem Bedarf der jeweiligen Schulform richten. Für angehende Grundschullehrer sind die fachwissenschaftlichen Anforderungen, gerade im Fach Mathematik, völlig unverhältnismäßig. Allerdings müssen die fachwissenschaftlichen Anteile der Gymnasiallehrerausbildung zwingend erhalten bleiben, um eine hohe inhaltliche Qualität des Unterrichts zu gewährleisten. Entsprechend müssen auch fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Inhalte nach der jeweiligen Schulform angepasst werden. Durch den dualen Ansatz des Lehramtsstudiums wird die nötige Praxiserfahrung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer gewährleistet.

Die inflationäre Nutzung von Kleinstmodulen im Lehramtsstudium gilt es zu stoppen. Gegenwärtig existente Kleinstmodule, zu denen Spezialisierungen wie Deutsch als Fremdsprache oder Inklusion von Menschen mit Behinderung zählen, werden meist als ideologische Bausteine ministerieller Reformen in die Lehrerausbildung geschleust. Diese Tatsache wird weder diesen wichtigen Studieninhalten noch den angehenden Lehrern gerecht. Deswegen sollen solche Module restlos gestrichen werden und die studienrelevanten Inhalte stattdessen in die respektiven Module der Pädagogik- und Fachdidaktik eingebunden werden.

Voraussetzung für erfolgreiches Lehren ist neben einem soliden Fundament aus Fachwissen immer eine fundierte pädagogische und fachdidaktische Ausbildung. Wir beobachten daher mit Sorge, dass das Curriculum der Lehrerausbildung von Ideologien durchdrungen wird. Das schadet sowohl dem Ansehen der Bildungseinrichtungen als auch der Qualität des Unterrichts. Empirisch widerlegte Bildungskonzepte, wie das selbstgesteuerte und problembasierte Lernen, überfordern die meisten Schüler – insbesondere die Jüngeren und Leistungsschwächeren. Der Einsatz solcher konstruktivistischen Ansätze stellt eine grob fahrlässige Gefährdung der Unterrichtsqualität und der Schülerentwicklung dar. Deswegen setzen sich die Liberalen Hochschulgruppen für eine evidenzbasierte pädagogische Ausbildung ein und lehnen den Einsatz ideologischer und empirisch widerlegter Konzepte strikt ab.