Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen lehnt den vom Ministerium für Schule, Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW vorgeschlagenen sogenannten „Qualitätspakt“ in der vorliegenden Form ab.

– Die Studierendenzahlen werden in den nächsten Jahren nach allen ernstzunehmenden Prognosen weiter steigen. Die Ausgaben für Bildung wurden in den letzten Jahren nicht angemessen erhöht, die Ausstattung der Universitäten ist in vielen Bereichen katastrophal. Die Hochschulen des Landes NRW liegen im bundesweiten Vergleich bezüglich der Relation zwischen Studierenden und Lehrpersonal auf dem letzten Platz.
Angesichts dieser Tatsachen lehnen wir einen weiteren Stellenabbau, wie er bereits geplant und im sogenannten Qualitätspakt vorgesehen ist, strikt ab. Wir fordern daher auch die Streichung sämtlicher kw-Vermerke (künftig wegfallender) im wissenschaftlichen Bereich.

– Der Arbeitsmarkt, dem sich Absolventen und Absolventinnen heute und morgen stellen müssen, ist in ständiger Veränderung begriffen. Eine sichere Prognose zu erstellen, welches Studium am besten auf diesen Markt vorbereitet, ist daher kaum möglich. Ein breites Angebot an Studiengängen erscheint uns daher elementar für die Zukunftsfähigkeit Nordrhein-Westfalens. Auch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kultur und Gesellschaft ist für ein fortschrittliches und wettbewerbsfähiges Land wichtig. Es wäre sinnvoll, die Studierenden durch praxisbezogene, fächerübergreifende und international ausgerichtete Einheiten besser auf ihr Berufsleben vorzubereiten.
Der LHG lehnt die Schwerpunktbestimmung und Profilbildung durch die Evaluation eines vom Ministerium eingesetzten „Expertenrates“ ab. Diese Profilbildung hat vielmehr durch die einzelne Hochschule selbständig und freiwillig zu erfolgen. Die Bevorzugung der Natur- und Ingenieurwissenschaften hält der LHG für bedenklich.

– Der Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen sieht an den deutschen Universitäten einen großen Reformbedarf. Viele der vom Ministerium vorgeschlagenen Punkte sind Ansätze, die in die richtige Richtung führen könnten. Planungssicherheit und Finanzautonomie für die Universitäten begrüßen wir. Auch die vom Ministerium geforderte Profil- und Schwerpunkt-Bildung, sowie die Kooperation benachbarter Hochschulen erscheint sinnvoll zu sein, sofern eine angemessene Breite des Angebots an den Hochschulen weiterhin garantiert ist. Des weiteren halten wir eine Evaluation von Lehre und Forschung für wichtig, um die Leistungen der Universitäten besser überprüfen zu können.

– Besonders bedenklich erscheint, daß die Planungssicherheit sich nicht auf die gesamte Universität erstreckt. Bereiche wie Medizin sind von weiteren Kürzungen  bedroht.
Eine wirkliche Reform darf nicht bloß ein Deckmäntelchen für Sparmaßnahmen sein. Wenn durch Reformen Gelder sinnvoll gespart werden könnten, dann sollen diese auch wieder im Bildungsbereich investiert werden. Neben der Unterauslastung von Studiengängen sollte auch die Überlastung mancher Fächer untersucht werden und dort Abhilfe geschaffen werden.
Der Bundesverband der Liberalen Hochschulgruppen wird die Umstrukturierung der Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen aufmerksam beobachten, um zu überprüfen, ob die Landesregierung ihre Versprechen der Finanzautonomie und Planungssicherheit einhält.

Wir werden uns bemühen, zu einer möglichst breiten Diskussion über die Entwicklung des Bildungswesens anzuregen.