1. Leitbild: internationales Studium
Für den Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen ist die internationale Ausrichtung des Studiums ein Leitbild. Für uns ist die Outgoing-Mobilität von in Deutschland Studierenden ebenso selbstverständlich wie die Ingoing-Mobilität, d.h. dass im Ausland Studierende einen Studienaufenthalt in Deutschland absolvieren. Unserer Ansicht nach erweitert eine jede Auslandserfahrung den akademischen wie kulturellen Horizont und fördert Selbstständigkeit, interkulturelle Kompetenz sowie die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, während Studierende gleichzeitig Botschafter im Kleinen für ihr Land sein können. Wir lehnen zwar verpflichtende Auslandssemester ab – jeder Studierender soll nach seinen eigenen Bedürfnissen studieren. Aber wir begrüßen alle Maßnahmen, die einen Auslandsaufenthalt – sei es als Praktikum, Austauschsemester oder grundständiges Studium – fördern, so etwa die verbesserte Anrechenbarkeit von Studienleistungen sowie harmonisierte Semesteranfangszeiten, für die wir uns schon seit langem einsetzen.
2. Universitäten müssen mit dem internationalen Leitbild Schritt halten
Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen spricht sich aber nicht nur für ein in äußeren Strukturen internationales Studium aus. Vielmehr müssen sich auch hinsichtlich der inneren Strukturen, was Verwaltungsabläufe sowie Curriculumsgestaltung angeht, die Hochschulen in Deutschland den Bedürfnissen der Studierenden anpassen.
2.1. Verwaltungsabläufe
In manchen Studiengängen fühlt sich niemand in der Verwaltung zuständig für die Ausstellung eines englischsprachigen „Transcript of Records“ und/oder einer Rankingbescheinigung und Studierende werden von einem vermeintlichen Ansprechpartner zum nächsten geschickt. Hier muss die Universitätsverwaltung auf die Bedürfnisse der Studierenden serviceorientiert eingehen. Die International Offices vieler Hochschulen sind chronisch unterbesetzt; es müssen mehr Mittel und Stellen bereitgestellt werden. Kooperationen mit ausländischen Hochschulen sollten auf Universitäts-, Fakultäts- und Lehrstuhlebene ausgebaut werden. Von ministerieller Seite sind best-practice-Beispiele klar zu kommunizieren.
2.2. Unterrichtssprachen
Außerdem sollen mehr Lehrveranstaltungen in der Forschungssprache oder „Zielsprache“ des vermittelten Fachs angeboten werden. Dabei sprechen wir uns nicht einseitig für ein größeres Angebot an englischen Lehrveranstaltungen (außerhalb von Sprachkursen) aus, sondern stellen die Bedürfnisse des jeweiligen Fachs ganz oben an.
Für uns gibt es aber kein Patentrezept – in manchen Fächern, in denen die Forschungssprache Englisch ist, wären durchaus Grundlagen- und Methodenveranstaltungen auf Englisch bereichernd, während in anderen Fächergruppen dies nur eingeschränkt gilt.
Viele englische Fortgeschrittenen-Sprachkurse im Sprachenzentrum neigen auch bei fachspezifischer Ausrichtung dazu, weitgehend entkoppelt vom Inhalt viel Wert lediglich auf Lexik und Grammatik zu legen. Wir halten es dagegen für vorzugswürdig, wenn sich die Sprachenzentren auf Fremdsprachen außerhalb Englisch konzentrieren, während Englisch zur selbstverständlichen Unterrichtssprache in Vorlesungen und Übungen avancieren sollte, soweit dies der jeweiligen Fächerkultur entspricht. Dementsprechend sollen in diesen Fächern Klausuren und Abschlussarbeiten auf Englisch zum selbstverständlichen Repertoire gehören. Die größere Bedeutung von Englisch als Lehrsprache hat den Sinn und Zweck, Studierende auf ein internationales Forschungs- und Arbeitsumfeld vorzubereiten sowie eine größere Zugänglichkeit von Studiengängen in Deutschland durch Bildungsausländer zu gewährleisten, wobei insgesamt Mindestanforderungen an die Beherrschung der deutschen Sprache stets gewahrt bleiben müssen.